Liebe Online-Community,
um Ihnen das Leben mit der Urtikaria vielleicht noch ein bisschen erleichtern zu können, haben wir hier Tipps und Tricks zusammengestellt, die im Umgang mit der Nesselsucht hilfreich sind.
Bereiten Sie sich auf Ihren Arztbesuch vor! Notieren Sie stichwortartig, wann Ihre Urtikaria zum ersten Mal auftrat und wie häufig seitdem Beschwerden aufgetreten sind. Was halten Sie für die Ursache. Gibt es Auslöser, die Ihre Urtikaria verschlimmern?
Schreiben Sie auf, welche Medikamente Sie bisher gegen die Urtikaria eingenommen haben.
Von wann bis wann haben Sie diese Medikamente eingenommen und in welcher Dosierung (z.B. wieviele Tabletten pro Tag)? Wie gut haben diese Medikamente geholfen und welche Nebenwirkungen hatten sie?
Machen Sie eine Liste aller Medikamente, die Sie derzeit einnehmen (auch solche, die nicht von Ihrem Arzt verschrieben wurden). Am einfachsten notieren Sie hierfür:
Notieren Sie bitte auch Medikamente, die Sie nicht regelmäßig einnehmen (z.B. Kopfschmerztablette) und geben Sie hierbei an, wie häufig im Monat Sie das Medikament einnehmen und wann Sie es zum letzten Mal eingenommen haben.
Wenn bereits Untersuchungen durchgeführt wurden, um die Ursache Ihrer Urtikaria zu finden, sollten Sie diese kurz (auf höchstens einer Seite) notieren (was wurde untersucht?, wann wurde untersucht?, mit welchem Ergebnis?). Befunde, die Ihnen vorliegen, sollten Sie Ihrem Arzt - der zeitlichen Reihenfolge nach sortiert - in Kopie mitbringen (die zuletzt durchgeführten Untersuchungen zuerst).
Das Führen eines Urtikaria-Kalenders kann helfen, den Verlauf einer Urtikaria besser zu verstehen und deren Auslöser und Ursachen zu finden.
Nehmen Sie sich mindestens sechs Wochen lang jeden Abend ein paar Minuten Zeit, und schreiben Sie auf, wie stark Ihre Beschwerden an diesem Tag waren (Quaddeln, Rötungen, Schwellungen, Juckreiz).
Notieren Sie außerdem, was dem Auftreten der Beschwerden vorausging: Was haben Sie gegessen/getrunken? Haben Sie sich aufgeregt oder angestrengt? Waren Sie drinnen oder draußen? Welcher Beschäftigung sind Sie vor dem Auftreten der Beschwerden nachgegangen?
Bei den meisten Urtikariapatientinnen und -patienten bleiben Quaddeln und Juckreiz nach deren Auftreten für mehrere Minuten bis wenige Stunden bestehen. Außerdem treten diese Beschwerden bei vielen Betroffenen nicht täglich auf. Sie müssen also damit rechnen, dass Sie ihrem Arzt nicht zeigen können, wie ihre Hautbeschwerden aussehen.
Deshalb ist es sinnvoll, wenn Sie vor Ihrem Besuch beim Arzt ihre Haut zu einem Zeitpunkt fotografieren (lassen), an dem diese Veränderungen aufweist. Mithilfe Ihrer Bilder kann Ihr behandelnder Arzt die Diagnose schneller und sicherer stellen. Achten Sie beim Fotografieren der Hautveränderungen darauf, dass diese möglichst so aussehen "wie in echt". Gute Lichtverhältnisse (schräg einfallendes Tageslicht, kein Blitz, kein Neonlicht), ein ausreichender Abstand (mindestens 30 cm) und ein dunkler Hintergrund (z.B. einfarbiges Bettlaken) sind hierbei hilfreich.
Bei Ihnen treten seit kurzem immer wieder juckende Hautveränderungen und/oder Schwellungen auf? Sie vermuten, dass es sich um eine Nesselsucht handelt, sind sich aber nicht sicher?
In einem solchen Fall lohnt es sich, die eigenen Hautveränderungen mit denen von Urtikariapatienten zu vergleichen. Bilder von Urtikariapatienten finden sie im Internet z.B. auf diesen Seiten unter Uploads oder mit der Google Bildsuche.
Um einigermaßen sicher zu sein, dass es sich bei Ihren Hautveränderungen um die einer Urtikaria handelt, müssen folgende Punkte zutreffen:
Zu den Erkrankungen, mit denen die Urtikaria verwechselt werden kann, gehören unter anderem verschiedene Ekzemerkrankungen, die kutane Mastozytose, die Xerosis cutis, die Prurigo nodularis, der Pruritus sine materia, Flush-Reaktionen und andere Hauterkrankungen.
Um sicher zu gehen, dass es sich bei Ihren Hautveränderungen um Quaddeln oder Angioödeme handelt, sollten Sie versuchen, diese zu fotografieren oder fotografieren zu lassen (siehe auch "Vor dem Gang zum Arzt"). Das ist häufig nicht ganz einfach, denn Quaddeln bestehen oft nur für wenige Stunden. Außerdem sind nicht selten mehrere Aufnahmen aus unterschiedlicher Entfernung und aus verschiedenen Winkeln notwendig, um Bilder zu erhalten, auf denen die Hautveränderungen "wie in echt" aussehen.
Fotografieren Sie ohne Blitz und ohne Neonbeleuchtung und möglichst bei schräg einfallendem Tageslicht. Etwas einfacher ist es mit einer digitalen Kamera, weil Sie hier das Ergebnis sofort kontrollieren können und beispielsweise die Beleuchtung solange verändern können, bis das Bild das wiedergibt, was auf der Haut zu sehen ist. Ein Versuch lohnt sich in jedem Fall, denn mit einem Bild Ihrer Hautveränderungen kann der behandelnde Arzt nicht nur eine sichere Diagnose stellen, sondern auch die Ausprägung Ihrer Nesselsucht besser beurteilen.
Für die richtige Diagnose ist es wichtig zu wissen, wie lange eine einzelne Quaddel an ein und derselben Stelle der Haut bestehen bleibt. Bei der Nesselsucht sind dies maximal 24 Stunden. Wenn Sie also das Gefühl haben, dass einzelne Quaddeln bei Ihnen länger als einen Tag an einer Stelle bestehen bleiben, sollten Sie die exakte Quaddeldauer folgendermaßen bestimmen:
Markieren Sie mehrere neu aufgetretene Quaddeln mit einem Stift (z.B. Kugelschreiber), indem Sie deren Ränder umfahren und merken Sie sich oder schreiben Sie sich auf, wann diese Quaddeln wieder verschwinden. Wenn eine oder mehrere dieser Quaddeln länger als 24 Stunden bestehen bleiben, sollten Sie dies Ihrem behandelnden Arzt miteilen, damit dieser bei Bedarf weiter führende Untersuchungen durchführen kann.
Es ist wichtig, die Quaddeln der Urtikaria nicht mit den Angioödemen (tiefe Hautschwellungen, z.B. um die Augen oder an der Lippe) zu verwechseln, die ebenfalls bei dieser Erkrankung auftreten. Angioödeme bleiben in der Regel länger als einen Tag bestehen.
Um erfolgreich nach den Ursachen Ihrer Nesselsucht fahnden zu können, ist das Führen eines Urtikaria-Tagebuches von entscheidender Bedeutung. Es kann Ihnen (und Ihrem Arzt) helfen, die Schwere und den Verlauf Ihrer Erkrankung einzuschätzen, als auch Hinweise auf mögliche Ursachen und Auslöser geben.
Ihr Urtikaria-Tagebuch sollte folgende Informationen enthalten:
Ein Informationsblatt zum Führen eines Urtikaria-Tagebuches finden Sie hier.
Als Urtikaria-Patient sollten Sie bei länger währendem Verlauf und starken Beschwerden unbedingt den Rat eines Hautfacharztes einholen. Er wird Ihnen sowohl bei der angemessenen Anwendung von Medikamenten als auch bei der Durchführung sinnvoller diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen hilfreich zur Seite stehen.
Bitte informieren Sie sich auch unter dem Punkt "Vor dem Gang zum Arzt".
Werden Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder -allergien als Grund für eine Urtikaria vermutet, ist die Durchführung spezieller Diäten erforderlich, um den ursächlichen Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und Ihren Beschwerden zu bestätigen.
Die Kartoffel-/Reis-Diät wird durchgeführt, um herauszufinden, ob eine echte allergische Reaktion gegen bestimmte Nahrungsmittel vorliegt. Im Anschluss daran kann je nach vermutetem Auslöser die Durchführung weiterer spezieller Diätformen sinnvoll sein.
Die Kartoffel-/Reis-Diät ist zwar eine einfache, aber gleichsam auch sehr anstrengende Methode. Wie der Name bereits vermuten lässt, sind während der Durchführung außer Kartoffeln und Reis keine weiteren Nahrungsmittel erlaubt, weil gegen Reis und Kartoffeln fast niemals allergisch reagiert. Der Vorteil der Kartoffel-/Reis-Diät liegt in der absoluten Meidung von möglicherweise eine Urtikaria auslösenden oder unterhaltenden Nahrungsmitteln. Diese Diät sollte mindestens 3 Tage, jedoch nicht länger als 5 Tage durchgeführt werden. Im Falle einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden sollte ein kontrollierter Kostaufbau erfolgen und eine Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel ausgeschlossen werden.
Pseudoallergien (Scheinallergien) sind Unverträglichkeiten des Körpers gegen Nahrungsmittel und/oder Medikamente und häufig die Ursache einer Urtikaria. Sie sind durch Beschwerden gekennzeichnet, die denen einer "echten" Allergie sehr ähnlich sind.
Häufige Auslöser von Unverträglichkeitsreaktionen sind Nahrungsmittelzusatzstoffe wie Farb- und Konservierungsstoffe, Medikamente, aber auch natürlicherweise in Nahrungsmitteln vorkommende Substanzen wie Aromastoffe und Histamin. Histamin ist die Substanz, die in der Haut für die Bildung von Rötungen, Quaddeln und Juckreiz von großer Bedeutung ist. Neben der Freisetzung von Histamin aus Mastzellen, kann auch die zusätzliche Aufnahme von Histamin mit der Nahrung die Beschwerden verschlimmern. Im Unterschied zur echten Allergie aber gibt es keine zuverlässigen Allergietests, mit denen man die unverträglichen Stoffe bestimmen könnte. Aus diesem Grund muss eine mindestens 3-wöchige medizinische Auslassdiät durchgeführt werden. Nach erfolgreicher Durchführung muss die Diät in einer sogenannten Aufbauphase weitergeführt werden. Das kann einige Wochen bis Monate dauern.
Die pseudoallergen- und histaminarme Diät ermöglicht eine gezielte Elimination so gut wie aller Nahrungsmittel, die als Auslöser einer Nesselsucht in Frage kommen. Allerdings ist es nicht leicht, diese Diät durchzuführen und durchzuhalten und es gibt viele Möglichkeiten, Fehler zu machen. Daher sollte eine pseudoallergen- und histaminarme Diät unter Anleitung bzw. in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt oder einem Ernährungsexperten durchgeführt werden.
Um mögliche Auslöser von Quaddelschüben herauszufinden, sollten sie konsequent einen Urtikaria-Kalender oder ein Urtikaria-Tagebuch führen (wie im Abschnitt "Vor dem Gang zum Arzt" und "Ursachen finden" beschrieben).
Beim Auftreten eines Quaddelschubes sollten Sie die letzten 24 Stunden davor nochmals ganz genau analysieren. Jede Speise und jedes besondere Vorkommnis sollte genau aufgezeichnet werden. Wenn sie das Tagebuch über mehrere Wochen führen und somit mehrere Quaddelschübe analysieren können, ist es vielleicht für Sie möglich, Zusammenhänge festzustellen und Auslöser zu identifizieren.
Wenn Sie selbst den Auslöser Ihrer Urtikaria gefunden haben und kennen, oder durch das Führen eines Urtikaria-Tagebuchs oder durch die fachärztlich durchgeführte Diagnostik einen Hinweis auf mögliche Auslösefaktoren gefunden haben, sollten sie in Zukunft diese Auslöser konsequent meiden. In den allermeisten Fällen stellt sich bereits nach einigen Tagen bis Wochen eine Besserung der Beschwerdesymptomatik ein.
Seien Sie konsequent und führen Sie Ihr Tagebuch weiter, um den Verlauf der Erkrankung genau zu dokumentieren. Eine Verringerung der Anzahl oder Schwere der Schübe, sowie ein Auskommen mit einer geringeren Dosis von Medikamenten, ist bereits als Erfolg zu sehen.
Nicht selten gibt es mehr als einen Auslöser. Unter Vermeidung der bereits bekannten Auslöser kann die Suche nach weiteren Auslösern erfolgen (Urtikaria-Tagebuch), da eine Überlagerung der Beschwerden dann möglicherweise wegfällt, was die Identifizierung weiterer Auslöser erleichtern kann. Selbst wenn es nicht gelingt, alle Auslöser zu identifizieren, wirkt sich doch das Vermeiden der bekannten Auslöser günstig auf den Krankheitsverlauf aus.
Obwohl Stress selten die Ursache oder der alleinige Auslöser einer Urtikaria ist, ist bekannt, dass sich die urtikariellen Symptome bei seelischer Anspannung, z.B. durch Stress im Beruf oder im Privatleben, verschlechtern können.
Wenn Sie ein Urtikaria-Tagebuch führen, könnte Ihnen ein Zusammenhang Ihrer Urtikariabeschwerden mit aufregenden oder belastenden Situationen auffallen. Sie sollten dann versuchen, diese stressigen Situationen zu vermeiden oder versuchen ihnen anders zu begegnen.
Sehr oft ist es nicht möglich, dem Stress komplett zu entgehen. Das Erlernen von Entspannungstechniken oder autogenem Training können aber helfen, damit besser umzugehen. Verschiedenste Einrichtungen bieten entsprechende Kurse an, bei denen Entspannungstechniken erlernt werden können.
Vermeiden Sie die Einnahme sogenannter "nichtsteroidaler Antiphlogistika". Hierzu gehören z.B. Acetylsalicylsäure (in Aspirin, Thomapyrin, Spalt etc.), Diclofenac, Ibuprofen, Phenylbutazon. Diese Medikamente können schon bei einmaliger Einnahme einen schweren Quaddelschub auslösen oder Quaddelschübe zur Folge haben, die für Wochen bis Monate andauern. Wenn Sie Schmerzmittel bei z.B. Kopfschmerz benötigen, ist alternativ die Einnahme von Paracetamol (z.B. in Benuron) zu empfehlen.
Viele Patienten mit Urtikaria berichten über die Verschlechterung ihrer Symptome nach Alkoholgenuss. Sie sollten daher versuchen v.a. hochprozentige Getränke zu vermeiden. Diese Genussmittel können die Magenschleimhaut derart reizen, dass als Folge darauf spezielle Enzyme des Magen-Darm-Traktes (Diaminoxidasen), die für den Abbau von Histamin benötigt werden, das mit der Nahrung aufgenommene Histamin nicht mehr ausreichend gut abbauen können.
Folglich wird Histamin dann über die Dünndarmschleimhaut ins Blut aufgenommen und kann somit die typischen Beschwerden einer Urtikaria auslösen. Außerdem führt Alkohol dazu, dass die Mastzellen, die Hauptauslöserzellen der Urtikaria, leichter aktivierbar sind.
Auch scharfe Gewürze können die Schleimhäute reizen und werden daher von Urtikaria-Patienten oft schlecht vertragen und sollten gemieden werden. Vor allem dann, wenn ein Zusammenhang zwischen diesen Nahrungsmitteln und der Urtikaria vermutet wird.
Neben der Tatsache, dass Quaddeln und tiefe Hautschwellungen vor allem im Gesichtsbereich vorübergehend zu ausgeprägten Entstellungen führen können, ist der Juckreiz das größte Problem für Patienten mit einer Nesselsucht.
Juckreiz ist ungemein schwierig zu ignorieren. Immer wiederkehrender Juckreiz ist eine enorme Belastung und bedeutet eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Solange keine ursächliche Behandlung der Urtikaria möglich ist, muss eine ausreichende symptomatische Therapie erfolgen, um die Lebensqualität aufrechtzuerhalten. Das heißt, dass die Quaddeln und der Juckreiz durch verschiedene Maßnahmen unterdrückt werden. Es kommt also dabei nicht zu einer "Heilung" im eigentlichen Sinne, sondern nur zur Beschwerdefreiheit (-verringerung). Die Ursache der Erkrankung besteht meistens unabhängig davon weiter.
Bevor Sie den Juckreiz der Urtikaria behandeln, sollten Sie sicher sein, dass nicht ein Juckreiz anderer Ursache vorliegt. So kann zum Beispiel allein trockene Haut starken Juckreiz verursachen, Maßnahmen wie kühlende Bäder würden in diesem Fall den Juckreiz nur verschlimmern.
Gegen den Juckreiz der Urtikaria schafft Kratzen nur kurzzeitig Erleichterung. Und so kratzt man gleich darauf wieder, ganz automatisch, das lässt sich kaum unterdrücken. Damit die Haut nicht auch noch übermäßig unter dem Kratzen leidet, ist allen Urtikariapatientinnen und -patienten zu empfehlen, die Fingernägel ganz kurz zu schneiden.
Kühlen ist dagegen eine einfache und gute Methode, den Juckreiz zu unterdrücken. Je nach Größe der juckenden Bereiche kann das auch schon mal bis zur kalten Dusche reichen. Die Unterdrückung des Juckreizes hält etwas länger an als nach dem Kratzen. Es ist aber zu beachten, dass es auch zu Kälteschäden der Haut kommen kann. Verwenden Sie kein Vereisungsspray! Verwenden Sie Kühlakkus/-gels aus dem Tiefkühlfach nur kurzzeitig und nicht zum Einschlafen! Meist reichen Kühlpacks aus dem Kühlschrank aus. Für Patienten mit Kälteurtikaria ist Kühlen natürlich nicht das richtige Mittel!
Fragen Sie Ihren Apotheker nach seiner Empfehlung gegen Juckreiz. Es sind noch verschiedene andere Wirkstoffe und Zubereitungen gegen Juckreiz im Handel.
Die Behandlung mit Capsaicin ist ein eher noch experimenteller Ansatz ist. Capsaicin ist ein Alkaloid, das neben anderen Capsaicinoiden in der Paprikafrucht gebildet wird. Der Wirkmechanismus besteht in der vorübergehenden Entleerung der juckreizvermittelnden Botenstoffe aus den Nervenendigungen. Das heißt, die Nerven werden durch den Wirkstoff so gereizt, dass sie nach einigen Tagen keinen Juckreiz mehr vermitteln können, weil sie "ausgebrannt" sind. Damit wird der Juckreiz ausgeschaltet, aber auch das Auftreten von Quaddeln kann so verhindert werden. Nachteilig ist die aufwendige und häufige Applikation und die problematische Anwendung im Gesicht, somit bleibt diese Therapie speziellen Anwendungen vorbehalten.
Für die Entstehung von urtikariellem Juckreiz ist zum größten Teil Histamin verantwortlich. Daraus erklärt sich, warum Anti-Histamin-Tabletten (Antihistaminika, Antiallergika) dagegen gut helfen. Im Allgemeinen sind Antihistaminika sehr gut verträgliche Medikamente mit einem ausgezeichneten Nutzen-Risiko-Profil. Einige Antihistaminika, meist der älteren Generation, können jedoch Müdigkeit hervorrufen (Achtung im Straßenverkehr!), diese zusätzliche Wirkung kann aber abends zum Einschlafen bei Juckreiz ganz hilfreich sein. Im Prinzip wirken fast alle Antihistaminika sehr ähnlich, trotzdem spricht jeder Patient ein ganz klein wenig anders darauf an. Der eine Patient schwört auf dieses, ein anderer Patient kommt mit jenem besser klar. Es gibt also nicht DAS Antihistaminikum für alle, sondern oft muss nach dem im Einzelfall am besten wirksamen gesucht werden. Generell aber ist zu sagen, dass die modernsten Antihistaminika (sogenannte nichtsedierende Antihistaminika) ein deutlich besseres Nutzen/risikoprofil aufweisen als ältere Antihistaminika. Deshalb sind diese nichtsedierenden Antihistaminika für die Behandlung der Urtikaria zu bevorzugen.
Da der Juckreiz bei Urtikaria unerträglich sein kann, reicht die empfohlene Tagesdosis oft nicht aus. Dann bleibt nichts anderes übrig, als die Dosierung zu erhöhen, was wegen der guten Verträglichkeit in den meisten Fällen möglich ist. In den "meisten Fällen" heißt: Unbedingt vorher mit dem Arzt absprechen, ganz besonders dann, wenn Sie noch nebenher Tabletten fürs Herz oder den Blutdruck einnehmen.
Wie für die Kortisonsalben gilt: Kortisontabletten sind keine geeigneten Medikamente, um den Juckreiz zu stillen. Kortison kann im akuten schweren Quaddel- und Schwellungsschub angewendet werden, gegen den Juckreiz müssen jedoch Antihistaminika verabreicht werden.
Wenn keine ursächliche Behandlung möglich ist, muss bei entsprechender Krankheitsaktivität eine symptomatische Therapie durchgeführt werden, in der Regel mit einem Antihistaminikum. Erst eine solche symptomatische Behandlung gibt vielen Patienten mit Quaddeln und starkem Juckreiz ihre Lebensqualität wieder. Letztendlich entscheidet der Patient, welche Taktik er bei der Bekämpfung der Urtikaria mit Antihistaminika anwenden will: Antihistaminika können "bei Bedarf" eingenommen werden, d.h. nur dann, wenn es notwendig wird. Das empfiehlt sich für leichte Verläufe oder für Patienten, die schub- oder phasenweise unter Urtikaria leiden. Ebenfalls vernünftig ist dieses Vorgehen bei Patienten mit physikalischer Urtikaria, z.B. Kälteurtikaria oder cholinergische Urtikaria. Dann kann vor dem auslösenden Reiz (so er sich denn nicht vermeiden lässt) ganz gezielt ein Antihistaminkum eingenommen werden. Die Einnahme soll mindestens 45 Minuten vor dem Reiz erfolgen So lange brauchen die meisten Antihistaminika, bis sie voll wirksam werden.
Üblicher als die Anwendung "bei Bedarf" ist die Dauermedikation mit einem Antihistaminikum. Nur die wenigsten Menschen nehmen gerne ständig Tabletten ein. Es ist auch nur bei wenigen Urtikariapatienten notwendig, Antihistaminika über einen wirklich langen Zeitraum einzunehmen, aber es ist bei starken Verläufen oder längeren Schüben angebracht, die antihistaminische Therapie mittelfristig regelmäßig und in ausreichender Dosierung einzunehmen. Nur bei regelmäßiger Einnahme bildet sich eine ausreichende Blutkonzentration, bei der die Symptome zuverlässig unterdrückt werden. Die Unterdrückung der Beschwerden führt nicht zu irgendwelchen "Energiestaus" oder "Schlackeneinschlüssen". Nach heutigem Wissen wird der Verlauf der eigentlichen Erkrankung dadurch nicht negativ, sondern im Gegenteil positiv beeinflusst.
Eine Notfallmedikation sollten alle Patienten stets bei sich haben, bei denen es bereits zu Schwellungen (Angioödemen) im Gesicht gekommen ist. Wenn Ihr Arzt Ihnen eine Notfallmedikation verschreibt, ist dies kein Grund zur Beunruhigung. Im Gegenteil, eine Notfallmedikation dient ja gerade Ihrer Sicherheit. Wenn Sie Ihre Notfallmedikation dabei haben, kann kaum noch etwas passieren. Da ist aber auch schon das Problem: Sie müssen die Medikamente immer bei sich haben. Ein Notfallmedikament, das zu Hause steht, hilft nicht wenn Sie woanders unterwegs sind.
Meistens besteht ein Notfallset aus einem Kortison und einem Antihistaminikum, ganz selten ist auch ein Adrenalin-Pen (Spritze) dabei. Wenn bei Ihnen schon Zungenschwellungen aufgetreten sind, eignen sich Medikamente in flüssiger Form, die auch noch geschluckt werden können, wenn es eng im Rachen wird. Eine Notfallmedikation wirkt schnell. Das heißt, das Fortschreiten der Schwellung wird schnell gestoppt. Die Schwellungen aber, die bereits da sind, werden durch die Einnahme der Notfallmedikation natürlich nicht weggezaubert. Es dauert bei massiven Angioödemen trotz Einnahme der Medikamente oft noch Tage, bis die Schwellung wieder ganz verschwunden ist und die Verwendung von Notfallmedikamenten darf den Gang zum Arzt nicht ersetzen!
Manche Formen der Urtikaria lassen sich aktiv bekämpfen. Bei der Kälteurtikaria z.B. greift die Hardening-Therapie, bei der sich Patienten wiederholt kalten Temperaturen (Bädern) aussetzen und den Körper an die Kälte gewöhnen.
Bei der cholinergischen Urtikaria kann die so genannte Refraktärzeit genutzt werden, d.h. die Zeit, in der die Mastzellen kein Histamin freisetzen können, indem man kontrolliert (z.B. durch Gymnastik) einen Urtikaria-Schub auslöst und dann für bis zu 24 Stunden quaddelfrei ist. Andere Patienten können durch kontrollierte körperliche Anstrengung mehrmals täglich dem Auftreten ausgeprägter Quaddelschübe vorbeugen. Ebenso kann eine Gewöhnungsbehandlung bei Lichturtikaria durchgeführt werden, dies ist allerdings nur unter ärztlicher Kontrolle möglich. Von Selbstversuchen mit dieser Behandlungsform ist dringend abzuraten.
Lernen mit der Urtikaria umzugehen, heißt vor allen Dingen sich nicht von der Urtikaria unterkriegen zu lassen. Lassen Sie nicht zu, dass die Krankheit Ihr Leben diktiert. Eine ausgeprägte Urtikaria wird sich zwar in Ihr Leben drängen, wird dazu führen, daß Sie öfter an die Erkrankung denken müssen, als Ihnen recht ist und Sie nicht immer gerade das tun können, was Sie gerade möchten. Doch beschränken Sie sich nur soweit, wie es notwendigerweise sein muss. Mit lokalen und systemischen Maßnahmen können Sie fast immer Ihre Lebensqualität wieder soweit herstellen, dass eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben möglich ist.
Wenn Sie hierher gefunden haben, wissen Sie es bereits: Sie sind nicht allein. Mindestens eine Million Menschen in Deutschland können Sie und Ihre Beschwerden bestens verstehen. Suchen Sie den Austausch mit Menschen, die ebenfalls betroffen sind oder fast besser noch: betroffen waren. Lassen Sie sich erzählen, wie andere mit der Urtikaria umgegangen sind und wie sie sie bekämpft haben. Geben Sie selbst Ihre Erfahrungen weiter und profitieren Sie von den Erfahrungen anderer. Das Forum "Erfahrungsaustausch" auf diesen Seiten wurde zu diesem Zweck eingerichtet.
Lernen, mit der Urtikaria umzugehen, heißt aber auch, sich seines Verstandes zu bedienen und in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu behalten. Beurteilen Sie Informationen, die Sie im Internet finden - auch die von anderen Betroffenen - durchaus kritisch. Seien Sie misstrauisch, wenn Methoden oder Medikamente angepriesen werden, die eine einfache oder sichere Heilung versprechen. Werden Sie hellhörig, wenn Sie dafür auch noch tief in die Tasche greifen müssen. Auch Tipps von anderen Betroffenen können nicht immer eins zu eins übernommen werden: Dazu sind die Menschen und ihre Urtikariaformen zu unterschiedlich.
Wenn Ihre Urtikaria vom einen auf den anderen Tag verschwindet, ist das natürlich ein Grund zur Freude und ein weiterer Beweis für die Sprunghaftigkeit der Erkrankung. Bleiben Sie trotzdem auf dem Boden: Nicht gleich wieder alles essen, wenn Sie vorher nicht alles vertragen haben; nicht gleich alle Therapie sausen lassen. Bleiben Sie Ihrer Urtikaria gegenüber ein klein wenig misstrauisch. Umso besser, wenn es unbegründet war.